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Tischler: Schlechter Lohn für Hochqualifizierte widerspricht sich

GBH: Forderung der Unternehmer nach mehr Fachkräften ist fast zynisch

Tischler: Schlechter Lohn für hochqualifizierte Schulabgänger widerspricht sich

GBH: Forderung der Tischlereiunternehmer nach mehr Fachkräften ist fast zynisch

Salzburg (GBH/ÖGB). Salzburgs Tischlerbetriebe klagen über einen Facharbeitermangel und empfehlen Schulabgängern mit guten Noten, nicht die Matura zu machen, sondern den Beruf des Tischlers zu erlernen. Das wäre durchaus vernünftig, wenn Tischlerlehrlinge nicht so wenig verdienen würden. Auch die Zukunft für Tischler sieht nicht rosig aus, da die Arbeitgeber erst kürzlich die Lohnverhandlungen abgebrochen haben, weil sie zu keiner gesetzlich geregelten Ist-Lohn-Erhöhung bereit sind.

Ein ausgelernter Tischler in der höchsten Lohnkategorie bekommt gerade einmal 10,34 Euro Stundenlohn, was einen Bruttomonatslohn von 1.788,82 Euro ergibt. Netto wirklich im Geldbörsl landen danach lediglich 1.298 Euro. Zum Vergleich: ein qualifizierter Facharbeiter im Metallgewerbe verdient derzeit € 13,27 in der Stunde und somit um rund ein Drittel mehr als ein Tischler.

Was leider derzeit auch noch gegen eine Tischlerlehre spricht, ist, dass die Kollektivvertragsverhandlungen für das Holz- und Kunststoff verarbeitende Gewerbe von Seiten der Arbeitgeber abgebrochen wurden. Die Arbeitgeber waren zu keiner Lösung bei der Ist-Lohnerhöhung, also der Erhöhung der tatsächlichen Löhne, bereit. Das bedeutet, dass jene Tischler, die derzeit mehr als den kollektivvertraglich geregelten  Mindestlohn erhalten, als Bittsteller zu ihren Chefs gehen müssen, um eine Lohnerhöhung zu erhalten. Derzeit bekommen 9 von 10 Tischlern einen Ist-Lohn und müssen, wenn es nach den Arbeitgebern geht, auf eine vertraglich geregelte Lohnerhöhung verzichten bzw. darum betteln. Das kann es ja nicht sein.

Seit Bestehen des Kollektivvertrages entscheiden die Arbeitgeber einseitig und freiwillig, ob sie bestehende Überzahlungen nach KV-Erhöhungen fortschreiben. Laut GBH werden die freiwilligen Überzahlungen aber bei den KV-Erhöhungen von den Arbeitgebern gegengerechnet. Die Folgen: Es gibt keine bzw. nur weit geringere Lohnerhöhungen als der VPI für die Beschäftigten. In mehr als ein Drittel der Betriebe gab es laut einer Umfrage der GBH 2012 überhaupt keine Ist-Lohn-Erhöhung, in den anderen überwiegend geringere als der VPI.

„Unter Berücksichtigung dieser Fakten wirkt die Forderung der Tischlereiunternehmer nach mehr Fachkräften fast schon zynisch", meint Andreas Huss, Leitender Sekretär der Gewerkschaft Bau-Holz. Othmar Danninger, Landesvorsitzender der GBH, fordert: „Ich erwarte mir, dass die Arbeitgeber umgehend wieder am Verhandlungstisch mit Lösungen für die Ist-Lohn-Erhöhung Platz nehmen. Es müssen Löhne vereinbart werden, welche diesem schönen und sehr anspruchsvollen Beruf auch entsprechen. Tischlerinnen und Tischler bringen eine jahrelange Erfahrung und Qualifikation mit, und bekommen dafür nicht einmal die Inflationsrate abgegolten – so ist der Tischlerberuf sicher nicht attraktiv für unsere Jugendlichen.”

Das Tischlerhandwerk zählt nach wie vor zu den am schlechtesten bezahlten Berufen. Nur mit der Schönheit des Berufes allein wird der Facharbeitermangel nicht zu bekämpfen sein. „Wenn die Unternehmen so weitermachen und nicht umgehend bei der Ist-Lohn-Erhöhung einlenken, wird der ehemalige Trendberuf Tischler für Jugendliche zu einem aussterbenden Handwerk. Da helfen auch teure Imagekampagnen seitens der Arbeitgeber nichts,” so Huss abschließend.