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Tischler: GBH will weiter verhandeln - bis dahin weiter Protestaktionen

Vertragsloser Zustand für 45.000 Tischler und Kunststoffverarbeiter

Wien (ÖGB/GBH). Nachdem die Kollektivvertragsverhandlungen für die Holz und Kunststoffverarbeitenden Gewerbe abgebrochen wurden – die Arbeitgeber waren zu keinerlei Ist-Lohnerhöhung bereit – herrscht seit gestern ein vertragsloser Zustand. Der Unmut der Betroffenen ist groß, die Gewerkschaft Bau-Holz fordert die Wiederaufnahme der Verhandlungen, bis dahin werden die bundesweiten Protestaktionen fortgeführt.

Der Verhandlungsleiter auf Arbeitnehmerseite, GBH-Bundesvorsitzender Abg. Z. NR Josef Muchitsch, ist verärgert: „Im derzeitigen vertragslosen Zustand werden sowohl die Mindest- als auch die tatsächlichen Ist-Löhne in diesen Branchen nicht vertraglich erhöht. Es obliegt der Willkür der Arbeitgeber, ob sie die Löhne ihrer Beschäftigten erhöhen oder nicht. Das kann es ja wohl im 21. Jahrhundert in einem sozialpartnerschaftlich sonst vorbildlichen Land nicht sein, dass heutzutage Beschäftigte, die ausgezeichnete Arbeit leisten, so zu Bittstellern werden! Frei nach dem Motto. `Lieber Arbeitnehmer, dein Tischlermeister macht´s persönlich´ Noch schlimmer ist es für neu eintretende ArbeitnehmerInnen: Hier bezahlt der Arbeitgeber nur das, was er gedenkt zu bezahlen, als Mindestlohn gilt dann nur mehr der `ortsübliche´ Lohn, der einen enormen Interpretationsspielraum offen lässt. Deshalb befürchten wir, dass es zu `Änderungskündigungen´ kommen kann.“

Ein vertragsloser Zustand bedeutet damit auch, dass Lohn- und Sozialdumping Tür und Tor geöffnet sind und dass es zu Wettbewerbsverzerrungen kommen wird. Muchitsch: „Die Vorgangsweise der Arbeitgeberseite ist somit ein `Schuss ins eigene Knie´. Auch der von den Tischlern viel bejammerte Facharbeitermangel wird sich trotz teurer Imagekampagnen nicht lösen lassen, wenn man einen vertragslosen Zustand in Kauf nimmt, mit dem junge Leute Gefahr laufen, jederzeit ohne Begründung den Lohn gekürzt zu bekommen.“

Die Gewerkschaft Bau-Holz appelliert daher an die Arbeitgeber, die Kollektivvertragsverhandlungen wieder aufzunehmen. Muchitsch: „Wir haben den Arbeitgebern bereits mehrere Verhandlungstermine übermittelt und laden sie ein, die Verhandlungen wieder aufzunehmen und eine Regelung sowohl bei den Mindest- als auch bei den tatsächlichen Ist-Löhnen zu erreichen, die unserer österreichischen Sozialpartnerschaft würdig ist.“