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Tischler und Kunststoffverarbeiter: 45.000 vertragslos ab Mai!

GBH zeigt Arbeitgebern "gelbe Karte" - Rückkehr an Verhandlungstisch!

Die GBH zeigt Arbeitgebern die "gelbe Karte" und fordert eine rasche Rückkehr an den Verhandlungstisch

Wien (ÖGB/GBH). Kampfstimmung herrscht bei der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) und Arbeitnehmern aus dem Holz- und Kunststoffverarbeitenden Gewerbe. Die Arbeitgeber waren auch heuer bei der Ist-Lohn-Erhöhung zu keiner vertraglichen Lösung bereit und ließen deshalb die Lohnverhandlungen platzen. Ab 1. Mai herrscht somit ein vertragsloser Zustand für 45.000 Beschäftigte in 12.000 Betrieben.

Die Gewerkschaft hat in den letzten Wochen in guter und sachlicher Sozialpartnerschaft Kollektivverträge im Bau- und Baunebengewerbe sowie in der Bau-, Holz-, Säge-, Stein- und Keramischen Industrie für mehr als 200.000 Beschäftigte positiv abgeschlossen. Lohnerhöhungen wurden sowohl bei den Mindest- als auch Ist-Löhnen vertraglich vereinbart.

Offen ist nur mehr das Holz- und Kunststoffgewerbe. Hier sind die Arbeitgeber zu keiner vertraglichen Lösung bei den Ist-Löhnen bereit, obwohl 9 von 10 ArbeiterInnen Ist-Löhne erhalten. Seit Bestehen des Kollektivvertrages entscheiden die Arbeitgeber einseitig und freiwillig, ob sie bestehende Überzahlungen nach KV-Erhöhungen fortschreiben. Laut GBH werden die freiwilligen Überzahlungen aber bei den KV-Erhöhungen von den Arbeitgebern gegengerechnet. Die Folgen: Es gibt keine bzw. nur weit geringere Lohnerhöhungen als der VPI für die Beschäftigten. In mehr als ein Drittel der Betriebe gab es laut einer Umfrage der GBH 2012 überhaupt keine Ist-Lohn-Erhöhung, in den anderen überwiegend geringere als der VPI.

GBH-Bundesvorsitzender Abg. z. NR Josef Muchitsch: „Tischler und Kunststoffverarbeiter leisten täglich schwerste körperliche Arbeit. Sie verdienen sich einen Kollektivvertragsabschluss, der ihre Löhne vertraglich sichert und automatisch erhöht. Es kann doch nicht sein, dass Arbeitgeber selbst entscheiden, wieviel sie wem bezahlen. Wir sind doch nicht mehr im Mittelalter und die Leibeigenschaft wurde schon lange abgeschafft! Abgesehen davon kommt es so zu einem unfairen Wettbewerb bei den Ausschreibungen. Lohn- und Sozialdumping werden Tür und Tor geöffnet. Unterentlohnung kann von den Kontrollbehörden nicht mehr geprüft werden, da es keine kollektivvertragliche Regelung gibt!”

Anlässlich einer bundesweiten Betriebsrätekonferenz informierte die GBH über den vertragslosen Zustand und weitere Kampfmaßnahmen wurden beschlossen. Betriebsräte aus ganz Österreich befürchten auch Scheinkündigungen, wodurch die Arbeitnehmer neu eingestellt und unterbezahlt werden.

Muchitsch: „Ich appelliere an die Verantwortung der Arbeitgeber ihren Arbeitern gegenüber und fordere sie auf, mit Lösungswillen die Verhandlungen umgehend wieder aufzunehmen. Wir sind dazu jederzeit bereit  – jedoch muss es zu einer Bewegung bei der Ist-Lohn-Erhöhung kommen. Es kann nicht sein, dass unsere Arbeiter jährlich zu Bittstellern werden, wenn es um eine Erhöhung ihrer Ist-Löhne geht. Da helfen den Arbeitgebern ihrer teuren Imagekampagnen nichts, wenn sie dieses durch ein so unsoziales Vorgehen selbst `zusammenhauen´ und mit Füßen treten. Welcher Jugendliche soll da noch Lust auf den schönen Beruf des Tischlers oder Kunststoffverarbeiters haben, wenn er um sein Geld betteln muss und keinen gültigen Kollektivvertrag hat?“